Von Mozart über Sinéad O'Connor bis Machine Gun Kelly: Das ZFF feiert Musikfilme

An der Filmschule lernen Studierende sehr früh, dass ein guter Ton die Musik macht, und zwar beim Film: 50 Prozent des Kinoerlebnisses wird über die Tonspur vermittelt, das lässt sich auch wissenschaftlich belegen. Nicht nur deshalb schafft das ZFF mit «Sounds» eine neue Programmsektion, in der Spiel- und Dokumentarfilme über Musiker oder Musikthemen sowie Werke mit einer herausragenden Tonspur gezeigt werden. «Das ZFF engagiert sich schon seit Jahren in der Vermittlung von Filmmusik, etwa mit dem Internationalen Filmmusik-Wettbewerb, mit der Fachkonferenz SoundTrack_Zurich, wo sich Komponistinnen und Komponisten austauschen und mit der Award Night, in der seit Jahren renommierte Musiker aufspielen», erklärt Christian Jungen, Artistic Director des Zurich Film Festival. «Nun bauen wir das Angebot mit der Sektion ‹Sounds› aus und reagieren damit auf einen starken Trend in der Filmwirtschaft: Spätestens seit dem Grosserfolg von BOEHEMIAN RHAPSODY über Queen-Sänger Freddie Mercury boomen Spiel- und Dokumentarfilme über Bands und Musiker. Wir zeigen eine Auswahl der künstlerisch wertvollsten.»

Ganz besondere Highlights sind die beiden Weltpremieren von THE MAGIC FLUTE von Florian Sigl und dem ausführenden Produzenten Roland Emmerich und CAN AND ME von Michael P. Aust. THE MAGIC FLUTE ist eine moderne Adaption mit Fantasy-Elementen der klassischen Oper «Die Zauberflöte», sozusagen «Mozart meets Harry Potter». CAN AND ME ist das dokumentarische Portrait von Irmin Schmidt, der mit der Kölner Band CAN zum Weltstar wurde und für viele Filme von Wim Wenders die Musik komponierte.

Ein weiteres Highlight wird die Vorführung von TAURUS. Darin spielt der amerikanische Rapper, Songwriter und Sänger Machine Gun Kelly an der Seite seiner Verlobten Megan Fox die Hauptrolle. Der Superstar mit über 16 Millionen Followers auf Instagram wird am Donnerstag, 29. September, auf dem grünen Teppich erwartet, um vor seinem Konzert im Hallenstadion den Film persönlich seinen Fans vorzustellen.

Das «Sounds»-Programm wird komplementiert durch zwei Spezialvorstellungen in Zusammenarbeit mit der Filmmusikkonferenz SoundTrack_Zurich. Darin werden der dänische Psycho-Horrorfilm SPEAK NO EVIL sowie Sönke Wortmanns Komödie DER NACHNAME, die am ZFF Weltpremiere feiert, von ihrem jeweiligen Komponisten live kommentiert. Die SoundTrack_Zurich hat sich in nur zwei Jahren als Treffpunkt der Filmmusikbranche etabliert. Auch dieses Jahr sind zahlreiche Veranstaltungen und Diskussionsrunden geplant, so findet zum Beispiel ein Gespräch mit Rachel Portman statt. Die Filmkomponistin und Oscarpreisträgerin wird nämlich am 18. ZFF mit dem Career Achievement Award geehrt. Sie wird die Auszeichnung am 29. September an der «Cinema in Concert»-Gala in der Tonhalle entgegennehmen. Zudem präsidiert Portman die Jury des Internationalen Filmmusik-Wettbewerbs, der heuer sein zehnjähriges Jubiläum feiert.

TAURUS

Schweizer Premiere | Semi-autobiographisches Drama | USA, 2022 Regie: Tim Sutton Komposition: Machine Gun Kelly Cast: Colson Baker, Maddie Hasson, Scoot McNairy, Megan Fox, Demetrius ‘Lil Meech‘ Flenory Jr., Naomi Wild

Auf der Bühne ist Cole ein gefeierter Rapper, doch in seinem Privatleben stürzt sich der erschöpfte Musiker in einen Rausch aus wilden Exzessen. Seine kleine Tochter lässt er ebenso hängen wie alle anderen Menschen um ihn herum. In diesem semi-autobiografischen Drama zeigt sich Popstar und Hauptdarsteller Colson Baker, besser bekannt als Machine Gun Kelly, der Öffentlichkeit so intim und verletzlich wie noch nie. An der Seite von Co-Star Megan Fox lässt er uns in die Abgründe der Celebrity-Culture blicken.

NOTHING COMPARES

Schweizer Premiere | Dokumentarfilm | UK, 2022 Regie: Kathryn Ferguson Komposition: Irene Buckley, Linda Buckley Protagonistin: Sinéad O’Connor

So fulminant Sinéad O’Connor in den 1980er-Jahren mit ihrer Musik die Welt eroberte, so kontrovers wurde die irische Sängerin stets gehandelt. Von den rasierten Haaren, für viele ein Inbegriff fehlender Weiblichkeit, bis hin zu den aktivistischen Provokationen, die sie sich als Frau «erlaubte». Anhand von vielfältigem Archivmaterial holt Filmemacherin Kathryn Ferguson die Frau hinter dem medialen Image hervor und beleuchtet ihren phänomenalen Aufstieg.

THE MAGIC FLUTE – DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE

Weltpremiere | Abenteuer | Deutschland, 2022 Regie: Florian Sigl Komposition: Maertin Stock Cast: Iwan Rheon, Jack Wolfe, F. Murray Abraham

Als begnadeter Sänger erhält der 17-jährige Tim ein Stipendium am legendären Mozart-Internat in Österreich. Dort entdeckt er ein jahrhundertealtes Portal, das ihn mitten in die fantastische Welt von Mozarts «Die Zauberflöte» entführt. Als Prinz Tamino muss er fortan Nacht für Nacht Prinzessin Pamina aus den Fängen von Sarastros befreien, während er tagsüber als Tim versucht, die begehrte Hauptrolle in der jährlichen Schulaufführung zu ergattern – ein magisches Filmerlebnis!

OUT OF SYNC / TRES

Premiere im deutschsprachigen Raum | Drama | Frankreich, Spanien, 2022 Regie: Juanjo Giménez Komposition: Domas Strupinskas Cast: Marta Nieto, Miki Esparbé, Fran Lareu, Luisa Merelas, Cris Iglesias, Julius Cotter

Sounddesignerin C. lebt für ihren Job. Umso heftiger trifft es sie, als sie beginnt, Geräusche zeitverzögert wahrzunehmen. Ihr Arbeitgeber vermutet eine Phase psychischer Instabilität, doch neben dem Druck bei der Arbeit und den privaten Belastungen scheint sie ihr Zustand an eine Erkenntnis heranzuführen, die ihr auch Befreiung verspricht. Mit fein abgestimmtem Sound erschafft Juanjo Giménez ein faszinierendes akustisches Filmerlebnis.

SIRENS

Schweizer Premiere | Dokumentarfilm | USA, Libanon, 2022 Regie: Rita Baghdadi Komposition: Para One Protagonisten: Lilas Mayassi, Shery Bechara, Maya Khairallah, Alma Doumani, Tatyana Boughaba

Mit wilden Haaren und in Lederstiefeln betreten «Slave of Sirens» die Bühne und schreien ihre rebellischen Lyrics in die tobende Menge. Mit ihrem kompromisslosen Sound versucht die erste weibliche Heavy Metal Band aus Beirut, jedes Hindernis zu zerschmettern, das jungen Frauen im Libanon im Weg steht. Im energiegeladenen Dokumentarfilm begleiten wir die ausdruckstarken Protagonistinnen und die faszinierende Geschichte einer aufstrebenden Band, die eine ganze Generation widerspiegelt.

CAN AND ME

Weltpremiere | Dokumentarfilm | Deutschland, 2022 Regie: Michael P. Aust Komposition: Markus Aust Protagonisten: Irmin Schmidt, Hildegard Schmidt, Wim Wenders

1968 gründete der Musiker Irmin Schmidt gemeinsam mit Freunden die avantgardistische Band «Can», die dank Hits wie «Vitamin C» und «She Brings The Rain» zu Weltruhm gelangte. Aufgrund ihres experimentellen Sounds sowie der nicht existenten Hierarchien innerhalb der Band galten sie bald als revolutionär und prägten Generationen an Musikern. Der Dokumentarfilm verbildlicht ihre Musik zu einer optischen Sinfonie und schafft eine Ode an die Vision dieser aussergewöhnlichen Band.

DER NACHNAME

Live kommentiert von Komponist Helmut Zerlett

Weltpremiere | Komödie | Deutschland, 2022 Regie: Sönke Wortmann Komposition: Helmut Zerlett Cast: Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Florian David Fitz, Janina Uhse, Iris Berben

Es hätte ein harmonisches Wiedersehen auf Lanzarote werden sollen, doch kaum treffen das Ehepaar Stephan und Elisabeth und die frischgebackenen Eltern Thomas und Anna im Familiendomizil ein, brechen in der Familie neue Streitigkeiten los. Elisabeth und Thomas können es kaum fassen, als ihre Mutter Dorothea verkündet, dass sie und Adoptivsohn René inzwischen verheiratet sind. Vier Jahre nach DER VORNAME kehrt Regisseur Sönke Wortmann mit der langersehnten Fortsetzung und herrlich bösen Gesellschaftskomödie DER NACHNAME nach Zürich zurück.

SPEAK NO EVIL

Live kommentiert von Komponist Sune Kølster

Schweizer Premiere | Psycho-Horrorfilm | Dänemark, 2022 Regie: Christian Tafdrup Komposition: Sune Kølster Cast: Morten Burian, Sidsel Siem Koch, Fedja van Huêt

Während eines Urlaubs in der Toskana freundet sich das dänische Paar Bjørn und Louise mit einer niederländischen Familie an. Wenige Monate später erhalten die beiden die unerwartete Einladung, das Wochenende gemeinsam mit Tochter Agnes bei ihren neugewonnenen Freunden zu verbringen. Die Freude über das Wiedersehen währt jedoch nur kurz, denn schon bald müssen Bjørn und Louise realisieren, dass sie die Einladung nie hätten annehmen dürfen. Ein kompromissloser und bitterböser Arthouse-Horror, der ab der ersten Szene fesselt.

Das 18. ZFF findet vom 22. September bis 2. Oktober 2022 statt. Programmbekanntgabe: Do, 8. September 2022 **Ticketverkauf: ** ab Mo, 12. September 2022