12. Juni 2024
Wie lange bist du bereits beim ZFF dabei und was waren in all den Jahren deine Aufgaben und Funktionen, die du übernommen hast?
Ich habe das ZFF als Volontärin 2010 kennengelernt und dann später während der Uni ein Praktikum im Gästemanagement gemacht. Danach stiess ich zum Programmteam. Heute leite ich gemeinsam mit Reta Guetg das Programm und verantworte den Gästebereich.
Wie hast du die Entwicklung des ZFF erlebt?
Ich nehme die Entwicklung des ZFF am meisten wahr in den Gesprächen mit World Sales. Das sind Firmen, welche Filmrechte in verschiedene Territorien verkaufen und sich auch überlegen, welche Festival- und Auswertungsstrategien für jeden von ihren Filmen Sinn ergibt. Somit sind dies sehr wichtige internationale Partner für uns, um an die spannendsten Filme des Jahres ranzukommen. Mit der Zeit wurden die Gespräche mit diesen Firmen sehr viel einfacher. Früher wurde man oft mitten im Meeting wieder gefragt, wann und wo das ZFF schon wieder stattfinde oder es wurde einem gesagt, dass man sich mit diesem Film eher auf grössere Festivals konzentrieren möchte. Heute ist das ZFF für die World Sales Unternehmen ein klarer Fixpunkt im Herbst und sie hoffen auf eine positive Antwort von Zürich. Es ist schön zu wissen, dass jeder Film und jede Regisseurin oder Schauspieler, der am ZFF ein tolles Erlebnis hatte und das in die Welt rausträgt, verantwortlich ist für diese Entwicklung und natürlich auch unser treues Publikum, dass sich fleissig unsere Filme anschaut und für tolle Zuschauerzahlen sorgt, die man auch international wahrnimmt.
Was waren aus deiner Sicht die prägendsten Momente in der ZFF-Geschichte?
In meinem Praktikumsjahr ist das Festivalzentrum auf den Sechseläutenplatz umgezogen. Als Zürcherin und bisherige Zuschauerin nahm ich das als einen sehr prägenden Moment wahr, da ein Festival, das auf dem grössten Platz der Stadt stattfindet, natürlich nochmals eine andere Ausstrahlungskraft und Legitimität bekommt. Für mich prägend war auch die Arbeit am Opening Film 2018 – GREEN BOOK. Einerseits war die Zusammenarbeit mit den involvierten Firmen, aber auch mit Viggo Mortensen, der den Film persönlich vorstellte, äusserst angenehm und alle hatten eine tolle Zeit in Zürich. Andererseits war es ein grosser Coup, dass ein Film, der seine Europapremiere am ZFF feierte, später den Oscar für den besten Film gewann und das half uns natürlich auch dabei, weitere Türen zu öffnen und in den Jahren danach grossartige Filme ans ZFF zu bringen. Und nun fürs 20. ZFF freue ich mich riesig auf das neue Festivalzentrum. Ich denke, auch das wird ein prägender Moment fürs ZFF sein, ein Festivalzentrum, dass den jetzigen Charakter des Festivals etwas besser widerspiegeln wird.
Wenn du dir einen Star ans ZFF wünschen dürftest, wen würdest du gerne mal auf dem Green Carpet begrüssen?
Wenn man viele Jahre die Aufenthalte der Stars am ZFF organisiert, lernt man möglichst keine Erwartungen an jemanden zu haben und freut sich dann, wenn man positiv überrascht wird. In besonderer Erinnerung bleiben Woody Harrelson, der einfach nicht mehr abreisen wollte und nach Ende des Festivals noch in Zürich in veganen Restaurants und an Kunstausstellungen zu treffen war, Judi Dench und Kristen Stewart, die mit ihrer Coolheit jeden um den Finger wickelten oder auch Mads Mikkelsen letztes Jahr, der einfach ein unglaubliches Charisma hat. Somit weiss ich aber gar nicht, ob ich mir meine Lieblingsstars ans ZFF wünsche oder ihnen lieber aus der Distanz zuschaue und freue mich über jeden, der dann vor Ort einen positiven Eindruck hinterlässt.
Welches ist deine liebste Erinnerung aus all den Jahren beim ZFF?
Die schönsten Erinnerungen für mich bleiben die vielen kleinen, unbezahlbaren Momente mit dem Team, sei es in der Festivalvorbereitung, wenn man unter grossem Druck steht und es schafft, einen grossartigen Film zu bestätigen oder man eine Zusage von einem grossen Star bekommt oder während des Festivals, wenn man irgendwo kurz in einer Seitengasse oder hinter den Kulissen nach einem erfolgreichen Premierenabend zusammenkommt und den Moment geniessen kann, bevor die Festivalhektik weitergeht.
Welches sind die grössten Herausforderungen, mit denen du in deinem Alltag beim ZFF konfrontiert bist?
Wir sind ein sehr kleines Programmteam im Vergleich zu den vielen anderen Festivals und wollen unserem Publikum aber das beste Filmprogramm präsentieren und den vielen anwesenden Filmcrews einen unvergesslichen Aufenthalt bieten. Dazu kommt, dass Entscheidungen in der Filmbranche sehr kurzfristig getroffen werden und somit die Monate vor dem Festival sehr intensiv sind. Die vorhandenen Ressourcen richtig einzusetzen ist eine grosse Herausforderung und geht nur dank viel Erfahrung, aber vor allem dank einem grossartigen Team, das enorm viel Herzblut investiert.
Bestimmt keine leichte Entscheidung, aber welcher Film aus 20 Jahren ZFF-Geschichte ist bis heute einer deiner liebsten ZFF-Filme geblieben?
Ein Film ist wirklich ganz schwierig, ich nenne deshalb vier, die alle meines Erachtens das ZFF Programm der letzten 20 Jahre sehr gut wiederspiegeln: NEULAND von Anna Thommen aus 2009, SHAME von Steve McQueen aus 2011, MINDING THE GAP von Bing Liu aus 2018 und AFTERSUN von Charlotte Wells aus 2022 – alles für mich grossartige Filme und ich finde es wunderschön, dass sie Teil der ZFF History sind.