von Alejandra Sánchez
Als elfjähriger Messdiener wurde Jesús von einem katholischen Priester missbraucht. Das Vergehen liegt nun fünfzehn Jahre zurück, und Jesús ist bereit, sein Schweigen endlich zu brechen. Er reicht eine Strafanzeige ein – aber nicht nur. Um endlich mit seiner Vergangenheit abzuschliessen, will sich Jesús mit ihr grundlegend auseinandersetzen. Er möchte dem einstigen Peiniger gegenübertreten, ihn mit seinen Fragen konfrontieren. Zwar nagt nach wie vor tiefsitzender Zorn an ihm, gleichzeitig empfindet Jesús so etwas wie brüderliche Zuneigung zu dem Mann, der ihm das Leben seit Jahren zur Hölle macht. Seine Geschichte, die stellvertretend für viele andere Missbrauchsopfer stehen könnte, gibt einem Tabu einen Namen, ein Gesicht.