Hashtag #SaveDemocracy: Filme, die aufrütteln
Die Sektion «Hashtag» beleuchtet jedes Jahr ein aktuelles gesellschaftliches Thema, das den öffentlichen Diskurs auf Social Media prägt und beeinflusst. In diesem Jahr widmet sich das 21. Zurich Film Festival vom 25. September bis 5. Oktober 2025 dem dringlichen Thema #SaveDemocracy und zeigt Spiel- und Dokumentarfilme, die zum Nachdenken anregen. Die Sektion wird präsentiert von der NZZ.
Demokratien stehen weltweit unter Druck. Politische Standpunkte werden zunehmend extremer und die Welt steht vor akuten Bedrohungen: Autoritäre Regime, welche die Gewaltenteilung missachten, sowie das allmähliche Verschwinden der Diplomatie zugunsten militärischer Initiativen. Der Verlust der Medienfreiheit und Transparenz schwächt Demokratien. Diese Entwicklungen beschäftigen die Welt im Hier und Jetzt. Die Filme der Sektion Hashtag #SaveDemocracy zeigen, wie schnell fragile Systeme ins Wanken geraten können. Sie verdeutlichen, wie schnell der Glaube an politische Mitbestimmungsrechte erwachsener Bürger verloren gehen kann und wie wichtig es ist, wachsam zu bleiben. #SaveDemocracy schafft Raum für Filme, die emotional berühren und aufrütteln. Es sind Werke von Filmemacherinnen und Filmemachern, die sich mit Freiheit, Gleichheit und der Zukunft der Menschheit auseinandersetzen.
Das vollständige Programm des 21. ZFF wird am Donnerstag, dem 11. September, ab 12 Uhr auf der Webseite veröffentlicht. Der Ticketverkauf startet am Montag, dem 15. September 2025.
DOSSIER 137 von Dominik Moll
Fall 137 scheint für die interne Ermittlerin Stéphanie (Léa Drucker) zunächst eine gewöhnliche Ermittlung zu sein: Bei einer Demonstration in Paris wird ein Mann durch ein Gummigeschoss der Polizei schwer verletzt, woraufhin seine Familie Vorwürfe gegen die Spezialeinheit erhebt. Doch je tiefer Stéphanie in den Fall eintaucht, desto widersprüchlicher werden die Aussagen und sie beginnt, die Mechanismen des demokratischen Rechtssystems zu hinterfragen. Ein packender Krimi, inspiriert von der Gelbwestenbewegung, der eindrücklich aufzeigt, wie schnell Rechtssysteme ins Wanken geraten können.
MR. NOBODY AGAINST PUTIN von David Borenstein und Pavel Ilyich Talankin
Mit seiner kreativen und charismatischen Art ist Pascha ein beliebter Lehrer. Er ist dafür zuständig, alle Schulveranstaltungen in seiner Heimatstadt zu filmen. Doch als Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine beginnt, verwandeln sich die Klassenzimmer im ganzen Land in Bühnen staatlicher Kriegspropaganda. Statt kindlicher Neugier und freiem Denken stehen plötzlich patriotische Parolen und Militarismus auf dem Stundenplan. Als einige seiner Schüler in den Krieg ziehen müssen, fragt sich Pascha, was er tun kann. MR. NOBODY AGAINST PUTIN begleitet seinen mutigen Versuch weiterzufilmen, um so einen stillen Akt des Widerstands zu leisten.
ANIMAL FARM von Andy Serkis
Eines Nachts versammeln sich die Tiere auf der Farm von Mr. Jones in der Scheune. Sie haben genug von der schlechten Behandlung und planen eine Rebellion. Der Aufstand gelingt, und die Tiere übernehmen den Hof. Was als utopische Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich jedoch bald zu einem System neuer Ungerechtigkeit. Unter der Regie von Andy Serkis wird George Orwells Klassiker «Animal Farm» als Animationsfilm neu erzählt. Angepasst auf die heutige Zeit und mit bekannten Stimmen wie denen von Seth Rogen, Kieran Culkin und Woody Harrelson, macht der Film komplexe Themen wie Korruption und Machtmissbrauch auf unterhaltsame Weise greifbar.
THE SIX BILLION DOLLAR MAN von Eugene Jarecki
Journalist zu sein, war noch nie so gefährlich wie heute – in einer Welt, in der die Verteidigung der Wahrheit von allen Seiten angegriffen wird. Aufgearbeitet wie ein Thriller, zeichnet der Dokumentarfilm die Geschichte von Julian Assange nach, dessen kürzliche Entlassung aus dem Gefängnis die weltweite Debatte über Pressefreiheit neu entfacht hat. Dank einmaligem Zugang zu Wikileaks-Archiven und bisher unveröffentlichtem Filmmaterial und Beweisen diskutiert THE SIX BILLION DOLLAR MAN die Frage, inwiefern Whistleblower und Journalisten Skandale ans Licht bringen sollen, obwohl sie damit die Geheimhaltungspflicht verletzen.
BEFORE THE BRIGHT DAY von Shih-Han Tsao
Taiwan, 1996: Chinas Raketentest nahe der Grenze stürzt das Land in Unsicherheit. Mittendrin ist Chou, ein sensibler Jugendlicher auf der Suche nach seinem Platz in dieser Welt. Auch seine Familie leidet unter den Folgen: Weil die Investitionen seines Vaters scheitern, geraten sie finanziell unter Druck. Um seine Familie zu unterstützen, arbeitet Chou heimlich in einer Billardhalle, wo er bald schon Teil einer Gang wird. Aus der Perspektive des Teenagers zeigt Regisseur Shih-Han Tsao, wie die turbulenten 90er-Jahre in Taiwan das Leben Einzelner prägen. Ein persönliches Coming-of-Age-Drama über Familie, erste Liebe und den Weg zur Unabhängigkeit.
FACING WAR von Tommy Gulliksen
Eigentlich hatte Jens Stoltenberg seiner Frau versprochen, als NATO-Chef zurückzutreten. Doch mitten in einer der schwierigsten Zeiten seit dem Kalten Krieg bittet ihn US-Präsident Joe Biden zu bleiben. Regisseur Tommy Gulliksen begleitet Stoltenberg durch dieses finale Jahr – bei Krisensitzungen, Telefongesprächen und Staatsbesuchen. Zwischen freundlicher Verbindlichkeit, diplomatischen Gesten und nötiger Härte muss er den richtigen Ton treffen, um die NATO zusammenzuhalten. Ein wichtiger Film über Diplomatie im Krieg, der uns hinter Türen blicken lässt, die sonst verschlossen bleiben.
VOICE OF MY PEOPLE von Lorenzo Oschwald, Ansgar Wörner und Nico Gerspacher
Der SP-Politiker Islam Alijaj ist körperlich behindert und hat eine schwere Sprechbehinderung. Trotz eines aussichtslosen Listenplatzes geschah ein kleines Wunder, als er in den Zürcher Gemeinderat gewählt wurde. Die gleiche Geschichte wiederholte sich für ihn, nur war das Ziel grösser: Er kandidierte für den Nationalrat und mit der Unterstützung vieler gelang ihm erneut, was unmöglich schien. VOICE OF MY PEOPLE entstand mittels Crowdfunding und erzählt nicht nur die Geschichte einer einzigartigen Kampagne, sondern bietet einen Blick hinter die Kulissen des Wahlkampfs in der Schweiz und stellt die Frage nach Repräsentation in einer Demokratie.
THE LIBRARIANS von Kim A. Snyder
In den USA werden immer mehr Bücher verboten, in denen es um Themen wie Diversität und Inklusion geht. Als in Texas, Florida und weiteren Bundesstaaten eine noch nie dagewesene Welle von Bücherverboten ausgelöst wird, kämpft eine Gruppe von Schulbibliothekarinnen gegen die Buchzensur, um den freien Zugang zu Wissen für Kinder und Jugendliche zu sichern. Trotz Schikanen und Drohungen bilden sie ein solidarisches Netzwerk und setzen alles daran, ein wichtiges Zeichen zu setzen. THE LIBRARIANS zeigt auf eindrückliche Art und Weise, wie Bibliotheken zur unerwarteten Front im Kampf für Demokratie und Informationsfreiheit werden.
KURZFILME #SAVEDEMOCRACY kuratiert durch Internationale Kurzfilmtage Winterthur
Wählen, widersprechen, mitreden – Demokratie lebt vom Austausch, vom Streit, vom Mitgestalten. Sie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Versprechen, das täglich neu eingelöst werden will. Freie Wahlen, Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und der Schutz von Minderheiten bilden ihr Fundament. Dieses Kurzfilmprogramm widmet sich dem politischen und persönlichen Raum, in dem Demokratie lebendig wird: im Widerstand, in der Debatte, im Mut zur Teilhabe. Kino, das fragt, herausfordert und erinnert, worauf es ankommt. (Kuratiert durch Internationale Kurzfilmtage Winterthur)