Border Lines: Diese Filme überwinden Grenzen
In der Sektion «Border Lines» präsentiert das Zurich Film Festival jedes Jahr sechs Spiel- und Dokumentarfilme, die sich mit Menschenrechten sowie aktuellen gesellschaftlichen und politischen Konflikten auseinandersetzen. Teil der diesjährigen Selektion sind eindringliche Werke wie THE VOICE OF HIND RAJAB, 2000 METERS TO ANDRIIVKA und PROMIS LE CIEL.
Vom 25. September bis 5. Oktober bietet das ZFF mit der Sektion «Border Lines» kraftvolles, gesellschaftlich engagiertes Kino, das zum Nachdenken anregt und globale Herausforderungen in den Fokus rückt. Auch dieses Jahr stehen Werke im Fokus, die von Ungleichheit, Unterdrückung und Widerstand erzählen. Es sind Filme, die Grenzen sichtbar machen, hinterfragen und überwinden wollen.
Das vollständige Programm des 21. ZFF wird am Donnerstag, dem 11. September, ab 12 Uhr auf der Webseite veröffentlicht. Der Ticketverkauf startet am Montag, dem 15. September 2025.
THE VOICE OF HIND RAJAB von Kaouther Ben Hania
Am 29. Januar 2024 erreicht die Mitarbeitenden des Palästinensischen Roten Halbmonds ein Notruf aus Gaza: Die sechsjährige Hind Rajab ist in einem von israelischen Streitkräften beschossenen Auto eingeschlossen und fleht um Hilfe. Während die Mitarbeitenden versuchen, das Mädchen in der Leitung zu halten, unternehmen sie alles, um sie zu retten. Mit einer Kombination aus gespielten Szenen und den originalen Tonaufnahmen des Notrufs rekonstruiert Regisseurin Kaouther Ben Hania das grausame Ergebnis dieses Rettungsversuches. Ein Film, der nicht nur dokumentiert, sondern aufrüttelt, mit schonungslosem Blick auf das Schicksal eines Kindes im Krieg.
2000 METERS TO ANDRIIVKA von Mstyslav Chernov
Mitten in der ukrainischen Gegenoffensive begleitet der Filmemacher und Journalist Mstyslav Chernov eine Einheit von Soldaten bei ihrer Mission, Andrijiwka von der russischen Besatzung zu befreien. Das stark umkämpfte ukrainische Dorf ist von Minen umgeben und nur über ein kleines Waldstück erreichbar. Über 2000 Meter kämpft sich das Filmteam inmitten der Truppen unter ständigem Beschuss und in emotionalen Extremsituationen vor. Nach seinem Oscar-prämierten Dokumentarfilm 20 DAYS IN MARIUPOL kehrt Chernov mit einem weiteren eindringlichen Werk zurück und wirft mit Aufnahmen einen Blick auf die Sinnlosigkeit und den Schrecken des Krieges.
PROMIS LE CIEL von Erige Sehiri
Drei Migrantinnen aus Subsahara-Afrika leben in Tunesien, wo sie sich gemeinsam ein Zuhause teilen. Sie nehmen die vierjährige Kenza auf, die ein Schiffsunglück überlebt hat. Inmitten gesellschaftlicher Spannungen und täglicher Diskriminierung wächst eine besondere Gemeinschaft, in der jede der Frauen versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. In ihrem dritten Spielfilm widmet sich Regisseurin Erige Sehiri einer Geschichte, die selten erzählt wird: Nicht die Flucht nach Europa, sondern das Leben afrikanischer Migrantinnen auf dem eigenen Kontinent – geprägt von Schmerz, Hoffnung und Zusammenhalt.
GIRLS & GODS von Arash T. Riahi und Verena Soltiz
Können Frauenrechte und Religion nebeneinander bestehen? Inna, Aktivistin der Gruppe FEMEN und kritische Stimme gegenüber religiösen Institutionen, begibt sich auf eine persönliche Reise, um dieser Frage nachzugehen. Sie trifft Priesterinnen, Rabbinerinnen, Imaminnen, Theologinnen und Atheistinnen und öffnet einen ehrlichen Dialog über Glauben, Macht und Emanzipation. Im Austausch stellt sie sich dem Dilemma, was es bedeutet, eine religiöse Frau zu sein. Die Regisseurinnen Arash T. Riahi und Verena Soltiz schaffen einen vielschichtigen Film, der eines der komplexesten Themen unserer Zeit mit Mut, Intelligenz und Souveränität reflektiert.
HUMAN RESOURCES von Nawapol Thamrongrattanaritt
Mitten in der Metropole Bangkok arbeitet Fren in einem Grossunternehmen als HR-Mitarbeiterin. In ihrer täglichen Arbeit beobachtet sie, wie ungerecht die Angestellten in diesem hierarchischen System behandelt und auf ihr blosses Funktionieren reduziert werden. Was niemand weiss: Fren ist schwanger und ringt still mit der Frage, ob sie ein Kind in eine Welt setzen will, in der Ausbeutung und Verschleiss an der Tagesordnung sind. Atmosphärisch dicht inszeniert, stellt HUMAN RESOURCE die Frage, wie viel Verantwortung wir füreinander tragen, in einer Welt, in der Menschlichkeit systematisch unterdrückt wird.
LOWLAND KIDS von Sandra Winther
Seit dem Tod ihrer Eltern stehen sich Howard und Juliette sehr nahe. Gemeinsam mit ihrem Onkel Chris leben sie auf der Insel Isle de Jean Charles in Louisiana im tiefen Süden der USA: ein schmales Landstück, das von Wasser umgeben ist – und das Wasser steigt. Denn im Jahr 2021 zerstörte Hurrikan Ida fast alle Häuser auf der Halbinsel und zwang die Bewohner zur Flucht. Seither arbeiten die Behörden daran, die Gemeinde ins Landesinnere zu verlegen, während ihre Welt im Meer versinkt. Mit beeindruckenden Bildern fängt LOWLAND KIDS die einzigartige Landschaft ein und zeigt das Leben als Klimaflüchtling im Süden der USA.