10. Juli 2024
In welcher Verbindung stehst du zum ZFF?
In den Jahren vor der Gründung des ZFF war ich bereits mit Karl Spoerri und Tim Geser (mit dem ich in Zürich die Filmausbildung absolvierte) befreundet. Daher war ich sehr nah dabei, als die beiden 2004 das Digitalfilm-Festival «onedotzero» zum ersten Mal nach Zürich brachten und an der HGKZ (der Vorläuferin der heutigen ZHdK) durchführten. Vorher hatte ich Karl zum Spass zu einem Business-Lunch im Zürcher Hotel Nova Park mitgenommen, wo wir am gleichen Tisch wie Nadja Schildknecht sassen. Indem ich sowohl Tim als auch Nadja unabhängig voneinander mit Karl zusammengebracht habe, durfte ich ein bisschen als «Geburtshelfer» des ZFF fungieren – und bekam so natürlich auch die ersten Gehversuche des Festivals aus der Nähe mit. Später kam es dann zu einer Kooperation zwischen unserer Hochschule und dem Festival, die bis heute anhält: Unter dem Titel «ZFF DAILY» realisieren meine Studierenden die offiziellen Bewegtbild-Inhalte rund um das Festival, führen Interviews mit Filmschaffenden und geben spannende Einblicke hinter die Kulissen des ZFF.
Wenn du an die Zeit von vor 20 Jahren zurückdenkst, was waren deine Gedanken zu den Plänen eines Filmfestivals in Zürich?
Ich hielt die Idee schlicht für verrückt - und konnte mir zu Beginn kaum vorstellen, dass es so ein Erfolg werden würde. Mir gefiel aber die Unerschrockenheit der Gründer, die ohne falsche Berührungsängste und mit einem in der Kulturszene schon beinahe verpönten Geschäftssinn das Festival vorantrieben. Die Absicht, Filmschaffende von Weltrang nach Zürich zu holen, erschien mir Anfangs doch etwas hochgegriffen – ich wurde aber schnell eines Besseren belehrt.
Wie hast du die Entwicklung des ZFF miterlebt?
Am Anfang wurde noch sehr viel improvisiert. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, wie ich einmal (es war die erste Festivalausgabe im Kino Plaza) eingesprungen bin, um die Bildschirme mit der Übersicht des Tagesprogramms zu bespielen: Wir holten beim Discounter billige DVD-Player, die hinter jedem Bildschirm versteckt wurden, und brannten in Nachtschichten DVDs mit dem jeweiligen Tagesprogramm, die darauf liefen. Diese Art der Improvisation nahm zwar schnell ein Ende, als das ZFF zu wachsen begann – es blieb aber auch die kommenden Jahre sehr spannend, als das Festival sich auf mehrere Standorte auszubreiten begann.
Was waren aus deiner Sicht die prägendsten Momente in der Geschichte des ZFF?
Besonders prägend waren für mich die Momente, wenn die „grosse, weite Welt“ und das beschaulichere Zürich aufeinandergeprallt sind. Ein solches Ereignis fand zum Beispiel 2009 statt, als Roman Polanski bei seiner Einreise in Zürich verhaftet wurde. Wir wollten damals mit meinen Studierenden eigentlich seine ZFF-Masterclass live ins Netz streamen und wurden plötzlich zu den weltweiten Überbringern dieser Nachricht. Zwei Jahre später, als Polanski schliesslich doch noch seinen „Lifetime Achievement Award“ entgegennehmen konnte, kollidierten die beiden Welten erneut: Polanski dankte namentlich und sichtlich ergriffen in seiner Dankesrede den beiden Gefängniswärtern für ihre faire Behandlung während seiner Untersuchungshaft in Zürich. Das distinguierte Gala-Publikum begann zu kichern – es konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein so prominentes Lob für zwei Zürcher Gefängniswärter ernst gemeint sein könnte.
Als Leiter der Fachrichtung Cast / Audiovisual Media - Departement Design an der ZHdK – welche Bedeutung hat das ZFF in deinen Augen für junge Filmschaffende?
Mit Zürich als grösstem Produktionsstandort der Schweizer Filmbranche bietet das Festival jungen Filmschaffenden eine wichtige, lokale Plattform für ihr Schaffen. Gleichzeitig eröffnet es Möglichkeiten, sich international zu vernetzen. Die zahlreichen Masterclasses, Wettbewerbe und Events – sowie die Sichtbarkeit bei Publikum und Presse – tragen dazu bei, den Schweizer Film weiter voranzubringen. Als ehemaliges Jury-Mitglied und Anbieter einer Medien-Ausbildung vermisse ich allerdings den Kurzfilm-Wettbewerb «ZFF 72», der nur bis 2020 durchgeführt wurde und eine Plattform für nicht-professionelle Kurzfilmschaffende bot.
Dank der engen Zusammenarbeit mit der ZHdK darf sich das ZFF immer wieder über tolle Projekte wie das Design unseres 20. Key Visuals oder die Video-Reihe ZFFDaily freuen. Welche Vorteile hat diese Zusammenarbeit für Euch?
Der wichtigste Vorteil für die Cast / Audiovisual Media liegt sicherlich im Inhalt selbst beim ZFF: Das Berichten über Filme und ihre Macherinnen und Macher ist nicht nur spannend, sondern auch herausfordernd und lehrreich - besonders im Rahmen von ZFFDaily. Die Studierenden organisieren sich in einem eigenen Newsroom und berichten während 10 Tagen aus ihrer Perspektive über das Festival. Hinzu kommt sicher die tolle Atmosphäre im ausklingenden Sommer, wenn die Stadt wieder für 10 Tage im Festival-Fieber ist.